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TESE bei unerfülltem Kinderwunsch

Ein junges Paar, Anfang dreißig, möchte eine Familie gründen. Die ersten Versuche scheitern, jedoch ist das noch kein Anlass zur Sorge. Nach regelmäßigem Geschlechtsverkehr über einen Zeitraum von ungefähr einem Jahr stellt sich allerdings noch immer keine Schwangerschaft ein. Nun spricht man in der Medizin von einem unerfüllten Kinderwunsch. Wurde dieser von einem Arzt diagnostiziert, so hat das Paar einen Anspruch auf Kostenerstattung für eine entsprechende Behandlung. Der unerfüllte Kinderwunsch kann mit gleichgroßer Wahrscheinlichkeit der Frau oder dem Mann zugeschrieben werden. Dies wird durch eine ärztliche Untersuchung beim Facharzt (das ist für den Mann der Urologe) herausgefunden. Sollte die Ursache beim Mann gefunden werden, kann meist eine TESE zur Samengewinnung durchgeführt werden.

Feststellung einer Diagnose

Bevor eine Blutabnahme notwendig ist, wird im Regelfall zunächst ein Spermiogramm erstellt. Der Patient gibt dazu eine Probe seiner frischen Samenflüssigkeit ins Labor. Dort wird mit der Samenflüssigkeit besagtes Spermiogramm erstellt, d.h. es wird überprüft, ob sich vorwärts bewegliche Samenzellen im Ejakulat befinden. Wenn dies nicht der Fall ist, kann der Patient keine Kinder zeugen und weitere Schritte werden eingeleitet. Ob dem Patienten z.B. eine ausreichende Menge Testosteron fehlt, lässt sich anhand einer Blutabnahme untersuchen.

Mithilfe der Blutprobe wird überprüft, ob sich genügend Testosteron im Körper des Patienten befindet. Testosteron ist u.a. dafür verantwortlich, dass die Samenfäden im Hoden ordnungsgemäß produziert und ausgebildet werden. Die Samenzellen sind für die Fortpflanzung unbedingt notwendig. Wird bei dem Patienten kein oder zu wenig Testosteron im Blut nachgewiesen, kann der Arzt eine Hormonstörung diagnostizieren, was wahrscheinlich der Auslöser des unerfüllten Kinderwunsches ist. Es ist dann davon auszugehen, dass im Hoden keine bzw. keine verwendbaren Spermien vorhanden sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Mann auf natürliche Weise ein Kind zeugen kann, geht daher gegen Null.

Geeignete Behandlungsmöglichkeiten bei unerfülltem Kinderwunsch

Wenn der Kinderwunsch von Seiten des Mannes nicht erfüllt werden kann, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Welche Therapie infrage kommt, entscheidet der Fachmann je nach Störungsursache. Bei einem Hormonmangel, beispielsweise, kann es bereits genügen, dem Patienten die fehlende Dosis Testosteron zu verabreichen, sodass die reguläre Produktion der Samenzellen in Gang kommt.

Ist es dem Mann nicht möglich auf natürliche Weise ein Kind zu zeugen, schafft die TESE oder Mikro-TESE Abhilfe. Samenzellen werden bei diesen Verfahren direkt aus der Produktionsstätte, dem Hoden, entnommen. Die TESE bzw. Mikro-TESE geht in den meisten Fällen einer künstlichen Befruchtung voraus.

TESE und Mikro-TESE

Die Testikuläre Samenextraktion (TESE) ist eine Methode, um operativ Samenzellen des Patienten zu gewinnen. Bereits seit dem Jahr 1993, als sie ausgearbeitet wurde, verwenden Fachärzte diese Methode, um einem Paar zum Familienglück zu verhelfen. Um an befruchtungsfähige Samenzellen zu kommen, ist eine Hodenbiopsie notwendig. Es wird dem Mann operativ eine Gewebeprobe aus dem Hoden entnommen. Ein Teil davon wird sofort eingefroren, ein anderer Teil wird im Labor untersucht. Wird dort eine gute Qualität der Samenzellen bestätigt, können die Spermien z.B. für eine künstliche Befruchtung verwendet werden. Der Eingriff ist medizinisch nicht kompliziert und wird normalerweise ambulant durchgeführt. Die entstandene Wunde benötigt etwa zwei Wochen bis sie vollständig abgeheilt ist. Eine TESE kommt als Therapie sowohl bei obstruktiver Azoospermie (AO) als auch bei nicht-obstruktiver Azoospermie (NOA) infrage. Im Falle einer AO werden gute Samenzellen zwar produziert, sie gelangen aber nicht zur Befruchtung aus dem Körper des Mannes hinaus, weil beispielsweise die Samenleiter verschlossen sind. Liegt hingegen eine NOA vor, ist es zwar immer noch möglich, dass Samenzellen gebildet werden, diese befinden sich aber nicht in der Samenflüssigkeit. Der Grund dafür kann z.B. sein, dass es zu wenige Samenzellen sind.

Die Mikro-TESE ist genau wie die TESE ein Verfahren, um Samenzellen direkt aus dem Hoden des Patienten zu gewinnen. Bei der Mikro-TESE wird im Gegensatz zur TESE allerdings mittels Mikrochirurgie eine Biopsie entnommen. Die Probe des Gewebes ist sehr viel geringer und schont daher den Patienten. Die Mikro-TESE ist einigermaßen aufwendig, weswegen in der normalen Abfolge zuerst eine TESE durchgeführt wird. Wenn durch diese keine Samenzellen gewonnen werden können, greift der Arzt auf die Mikro-TESE zurück. Hierbei präpariert der Operateur den Hoden frei. Mit dem Operationsmikroskop können dann Gebiete ausgemacht werden, wo eine Spermatogenese (Bildung der Samenzellen) stattfindet. Der Arzt kann also gezielter Gewebe entnehmen.

Ob die Mikro-TESE effizienter ist als die TESE, ist wissenschaftlich noch nicht hinreichend bestätigt worden. Die Mikro-TESE eignet sich, wenn nur eine kleine Biopsie entnommen werden muss.

Kosten

Wurde ein unerfüllter Kinderwunsch diagnostiziert, hat ein Paar Anspruch auf Maßnahmen für eine künstliche Befruchtung. Wenn eine TESE notwendig ist, um Samenzellen zur Befruchtung der Eizelle zu gewinnen, können daher auch diese Kosten von der Krankenkasse übernommen werden. Trotzdem sollte die Kostenübernahme im individuellen Fall abgeklärt werden.